Ramsei – Sumiswald – Huttwil - Bahn

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Am 1. Juni 2008 feierte diese Linie den 100. Geburtstag. Obwohl nicht mehr die ganze Linie in Betrieb ist wurde dieses Jubiläum mit einer grossen Lokparade in Dürrenroth gefeiert.

Hier können Sie etwas zur Geschichte dieser Linie erfahren.

Pünktlich um 14 Uhr rollte die erste Lokomotive ins Festgelände.

BLS Re 465

 

 

BLS Re 425

 

 

BLS Ae 8/8 273

 

 

BLS Ae 4/4 251

 

 

BLS Ae 6/8 205

 

 

SEZ Ce 4/6 307

 

 

EBT BDe 2/4 240

 

 

VHB De 4/4 259

 

 

EBT Be 4/4 102

 

 

Te I mit Tunnelkinowagen und Musik

 

 

SMB Ec 4/5 11 mit Personenwagen

 

 

SMB Ec 4/5 11 mit Personenwagen

 

 

LHB Ed 3/4 11 mit Personenwagen

 

 

GTB Ed 3/3 3 mit Personenwagen

 

 

SMB Ed 3/4 2 mit Güterzug

 

 

EBT Ed 4/5 8 mit Personenwagen

 

 

CZm 1/2 31 Dampftriebwagen

Aus der Geschichte der RSHB

Die Bahngeschichte der Schweiz hängt eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes sowie dem politischen Umfeld Europas zusammen. Auch eine Region wie das ländliche Emmental samt Umgebung "bewegt" sich nicht unabhängig vom Rest der Welt. Vielleicht zwar, so könnte man meinen, etwas gemächlicher und mit einiger Verzögerung; aber Achtung: Derartige Pauschalurteile können daneben liegen - und zwar tüchtig. Wie auch immer: Auf unserer Zeitreise rund um das Jubiläum "100 Jahre Ramsei - Sumiswald - Huttwil - Bahn" werfen wir jeweils einige Blicke hinaus in die Schweiz, nach Europa und sogar nach Übersee. Wir fragen uns: Was passierte ausserhalb der Ramsei - Sumiswald - Huttwil - Bahn (RSHB), was geschah in der übrigen Welt?

Damals, als die Geschichte der RSHB begann, um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert, herrschte vielerorts Aufbruchstimmung. Der Glaube an die Technik war beinahe grenzenlos, Alles schien machbar, jedes Problem lösbar, und die Menschheit sah eine goldene Zukunft vor sich.

Jede Region die bis anhin ohne Bahnanschluss dastand wälzte deshalb grosse Pläne, galt es doch den Anschluss an die grosse weite Welt auf keinen Fall zu verpassen. Eine Stadt wie Zürich, die bereits seit 1875 ihren "Hausberg", den Uetliberg, mit einer Bahn erschlossen hatte, stand als leuchtendes Vorbild da.

Ein weiteres positives Beispiel stellte die 1899 eröffnete Verbindung von Burgdorf über Hasle - Rüegsau, Konolfingen nach Thun dar: Gleichermassen innovativ wie mutig setzte die damalige Burgdorf - Thun - Bahn von Anfang an auf elektrischen Betrieb (lediglich der Abschnitt von Burgdorf bis Hasle - Rüegsau stammte bereits aus dem Jahre 1881). Zur Anwendung gelangte das als hochmodern geltende Drehstrom-System, welches allerdings eine komplizierte zweipolige Fahrleitung erforderte.

Doch blenden wir zurück in die Zeit der Jahrhundertwende: Die europäischen Grossmächte, die USA und Japan stehen sich als Konkurrenten um die Aufteilung der Welt und der Märkte gegenüber. Zahlreiche Länder besitzen rund um die Welt Kolonien - zum Teil riesige. Die Industrialisierung ist gewaltig auf dem Vormarsch - allerdings verbunden mit sozialen Spannungen. In den Haushalten der Grossstädte hält sukzessive der elektrische Strom Einzug - in zuerst hauptsächlich zur Beleuchtung. Albert Einstein stellt 1905 seine Relativitätstheorie vor - und krempelt damit das bis anhin geltende physikalische Weltbild um. In der Verkehrs- und Kommunikationstechnik (Telefon) vollziehen sich rasante Entwicklungssprünge - Land und Wasser stellen nun endgültig keine Hindernisse mehr dar. 1901 siegt ein Daimler-Auto im Langstreckenrennen rund um Nizza und trägt den Namen "Mercedes" in alle Welt. 1906/07 brummt das Zeppelin-Luftschiff LZ3 über schweizerisches Bodenseegebiet. Die helvetische Zurückhaltung Neuem gegenüber macht jedoch erst schlapp, als das 135 m lange Luftschiff LZ4 am 1. Juli 1908 eine "Schweizerfahrt" absolviert - die zwölfstündige Tour führt vom Bodensee nach Luzern und zurück: LZ4 wird dabei von einem mit fliegenden Reisenden euphorisch als "Eroberer des Luftozeans" bezeichnet.

Just einen Monat vorher, am 1. Juni 1908, gibt es nördlich von Luzern ein anderes Ereignis zu feiern: Die Einweihung der Ramsei - Sumiswald - Huttwil - Bahn (RSHB).

18 Jahre für 24,5 Kilometer

1890 wurden gleich zwei Gesuche für eine Bahnlinie von Ramsei nach Sumiswald eingereicht. 1891 folgte das Gesuch für eine Bahn von Bern via Worb, Sumiswald nach Huttwil. Offenbar fanden sich aber für alle drei Projekte nicht genügend Geldmittel. Dann, im Frühjahr 1897, konkretisierte sich die Idee, eine Eisenbahn von Goldbach/Ramsei nach Huttwil zu bauen - nun reichte es sogar für eine Konzession. Vorerst noch offen blieb dabei die Frage, ob die Strecke via Sumiswald oder Wasen im Emmental führen werde.

Selbst nachdem am 16. April 1904 im "Hirschen" Grünenmatt die konstituierende Versammlung der RSHB stattgefunden hatte, mit der Bekanntgabe, dass ein Aktienkapital von Fr. 2'044'500 gezeichnet worden war, blieb die Ungewissheit über die definitive Linienführung bestehen. Das blieb selbst dann noch so, als der Grosse Rat des Kantons Bern im November 1905 einen Kredit von Fr. 1'768'000 sprach. Letztlich obsiegte dann aber das Projekt Ramsei - Sumiswald - Grünen - Huttwil (19,5 km), mit Abzweigung in Grünen nach Wasen (5 km).

Nach dem Landerwerb und der Arbeitsvergebung an die Zürcher Firma Müller, Zeerleder & Gobat konnte am 22. Juni 1906 mit dem Bau des normalspurigen Trassees begonnen werden. Grösstes Tiefbauprojekt stellte der 210 m lange Wyler- oder Sumiswald - Tunnel dar, welcher kurz nach der Station Sumiswald in Richtung Huttwil liegt.

Ursprünglich sah man vor, die vier Grüne- und die zwei Rothbach-Bücken als Stahlkonstruktionen zu bauen. Wegen der hohen Stahlpreise mussten sie jedoch als Betonbrücken erstellt werden. Der Schotter stammte aus einem in der Nähe liegenden Steinbruch. Nach Abschluss der Bauarbeiten ergaben sich im Vergleich zum Voranschlag von Fr. 3'021'000 totale Ausgaben von lediglich Fr. 2'718'532; man wusste also zu sparen.

Als Tag der Betriebseröffnung gilt der 1. Juni 1908. Die Geschäfts- und Betriebsführung der RSHB lag übrigens von Beginn an bei der Langenthal–Huttwil - Bahn (LHB).

Dampflokomotiven, Personen-, Gepäck-, Post- und Güterwagen

Bei den Lokomotiv-Bestellungen machte sich die RSHB die bereits vorliegenden Erfahrungen der benachbarten LHB und Huttwil – Wolhusen - Bahn (HWB) zunutze - dort standen bis anhin E 3/3 im Einsatz - und gab bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur drei wesentlich stärkere und auch schnellere Maschinen vom "Mogul"-Typ 1’C in Auftrag: die Ed 3/4 21-23. Gleichzeitig übernahm die RSHB für ihre Stichlinie nach Wasen, bei welcher man lediglich mit Zügen von 70 Tonnen Anhängelast sowie einer Fahrgeschwindigkeit von etwa 25 km/h rechnete, die E 3/3 7 der HWB.

Bereits 1916 trennte sich die RSHB jedoch wieder von dieser Maschine und verkaufte sie nach Frankreich.

Die Schweizerische Industrie-Gesellschaft (SIG) in Neuhausen am Rheinfall lieferte sowohl schwere Personen- als auch kombinierte Gepäck-/Postwagen an die RSHB. Bei den Güterwagen kam ebenfalls die SIG zum Zuge - im wahrsten Sinne des Wortes!

Sparen mit Dampftriebwagen

Bereits 1910 erwähnt der RSHB - Jahresbericht missliche Verhältnisse beziehungsweise Rechnungen. Als Folge davon drängte sich eine Verbilligung des Betriebes auf. Zudem mussten im Fahrplan grössere Lücken geschlossen werden. Berechnungen zeigten, dass mit Dampftriebwagen geführte Züge erheblich billiger wären als solche mit einer Lokomotive. Entsprechende Triebwagen standen damals schon bei der Uerikon - Bauma - Bahn (UeBB), der Rorschach - Heiden - Bergbahn (RHB) und der Régional Saignelégier - Glovelier (RSG) erfolgreich im Einsatz. Die RSHB wagte deshalb eine Neuinvestition und bestellte bei der SLM in Winterthur zwei Dampftriebwagen: die CFZm 1/3 31 und 32. Beide besassen je ein Raucher- und ein Nichtraucherabteil 3. Klasse sowie je ein Gepäck- und ein Postabteil; Bilder belegen jedoch, dass die Nr. 31, zumindest eine Zeit lang, als CZm 1/3 angeschrieben war - also ohne Hinweis auf ein Gepäckabteil.

Weil die Dampftriebwagen einmännig gefahren werden konnten - der Lokführer übernahm zugleich die Aufgabe des Heizers - und weil sich der Kohlenverbrauch um mehr als die Hälfte reduzierte, sanken die Ausgaben erheblich; gemäss Statistik wurden 67% aller RSHB - Fahrleistungen durch diese zwei Dampftriebwagen erbracht. Als nachteilig erwies sich die geringe Anzahl Sitzplätze (28, später 40), die niedrige Leistung sowie die Höchstgeschwindigkeit von lediglich 45 km/h. Damit letztere nicht noch weiter sank, wurde darauf geachtet, dass die Triebwagen möglichst allein oder nur mit geringer Anhängelast verkehrten.

Weil die RSHB jetzt auf eine ihrer Ed 3/4-Lokomotiven verzichten konnte, wechselte im Jahre 1912 die Nr. 23 zur LHB, wo sie die Nummer 12 erhielt.

Im Emmental, im Jahr 1932

Im Jahre 1932 ersetzte die RSHB ihre beiden Dampftriebwagen durch zwei ähnliche, aber noch weniger verschlissene Exemplare der ehemaligen Huttwil - Eriswil - Bahn (HEB) - die HEB ging 1927 in der LHB auf. Sowohl bei der HEB als auch bei der LHB und RSHB trugen diese Fahrzeuge die Nummern 41 und 42. Den älteren zwei RSHB - Triebwagen baute man daraufhin ihre Dampfausrüstung aus und rüstete sie in normale zweiachsige Personen-/Gepäckwagen um (CF 14 und 15, später CF 234 und 235). Anzumerken bleibt in diesem Zusammenhang, dass bereits in den 1930er Jahren die LHB den Betrieb auf RSHB, LHB und HWB abwickelte und auch das Rollmaterial aller drei Bahnen auf dem gesamten Netz einsetzte. Das hiess nichts anderes, als dass ein Dampftriebwagenkurs durch einen lokomotivbespannten Zug ersetzt und geführt werden konnte. Mit Vorteil kamen dabei die ebenfalls einmännig bedienbaren sowie Kosten sparenden LHB-"Motorlokomotiven" Ed 2/2 1 und 2 aus dem Jahre 1931 zum Einsatz - eine "Motorlokomotive" stellt ein Mittelding zwischen einem Dampftriebwagen und einer herkömmlichen Dampflokomotive dar.

Unterhalten und revidiert hat man die RSHB - Dampftriebwagen und -loks anfänglich in der Depotwerkstätte Sumiswald. Seit den 1920er Jahren sind diese Arbeiten jedoch in der grösseren Werkstätte Huttwil durchgeführt worden.
In der zweiten Hälfte der 1930er tauchte dann noch eine dritte "Motorlokomotive" im Grossraum Huttwil auf - die das Baujahr 1936 tragende Ec 3/3 5 der HWB.
Im Jahre 1939 verkehrten werktags auf der RSHB - Strecke Ramsei - Sumiswald elf Zugspaare, von Sumiswald nach Huttwil deren sieben und von Sumiswald nach Wasen sechs - wer einen Zug verpasste musste also lange auf den nächsten warten. Das war bereits 1908 so, als die RSHB ihren Betrieb aufnahm: Damals rollten auf der Linie Ramsei - Sumiswald zehn Zugspaare, von Sumiswald nach Huttwil deren fünf und von Sumiswald nach Wasen auch fünf.

 

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - der Mohr kann geh’n

Die RSHB Dampftriebwagen 41 und 42 hielten sich bis zur Elektrifikation in den Jahren 1945/46 und wurden dann ebenfalls ihrer Dampfausrüstung beraubt und in kombinierte zweiachsige Personen-/Gepäckwagen umgebaut (CF 236 und 237).

Dazu eine Anmerkung: Heute existiert in der Schweiz nur noch ein einziger Dampftriebwagen: der jahrzehntelang bei der Uerikon - Bauma - Bahn im Einsatz gestandene CZm 1/2 31. Das betriebsfähige Fahrzeug mit Jahrgang 1902 befindet sich im Besitz der Stiftung SBB Historic.

1946 kam zudem das Aus für die drei 1908 von der RSHB in Betrieb genommenen Dampflokomotiven Ed 3/4 21-23: Zusammen mit zwei weiteren Emmentalern - Ed 3/4 verkaufte man sie 1946 nach Frankreich an die Usines Schneider in le Creusot, wo sie im Laufe der 1950er Jahre ausrangiert und abgebrochen wurden.

Der Madiswiler Dichter Jakob Käser widmete den ins Ausland veräusserten Dampflokomotiven folgende Zeilen:

Hütt, wo me vo dr ganze Wält
gseht Schwyzer umecho,
mues i zum Dank für trüje Dienscht
my’s Heimatland verloh.

Do ds liebe Tal u d’LHB
vergisst me nid so gschwing.
I bliben ou im frömde Land
gäng ds Uslandschwyzerching.

I cha nümm Schritt ha mit dr Zyt.
Bi nümme gleitig gnue,
drum hei mi d’VHB verchouft,
grad wie nen alti Chue.

Do isch alls elektrifiziert.
Mi bruucht mi nümmemeh.
Drum bhüet die Gott, liebs Schwyzerland,
wenn i di nüm sött gseh!

Wie hei die Ougen albe gglänzt,
wenn i bi düregfahre!
Und jeze ghört men oppe no:
s’isch halt en alte Chare!

Mir hei so mängs Johr Tag für Tag
di Züg desumegschleipft.
Jez chöi mer froh si, wenn e Blick
dr alt, schwarz Körper streipft.

Mir göh nach Frankrych. - Adie Schwyz!
Undank isch üse Lohn,
und üsi Zukunftsarbeit ghört
der frönde Nation.

Von Fusionen und Elektrifikationen

Auf den 1. Januar 1944, also mitten in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, schlossen sich die LHB (Langenthal – Huttwil - Bahn), die HWB (Huttwil – Wolhusen - Bahn) sowie die RSHB (Ramsei – Sumiswald – Huttwil - Bahn) zur VHB (Vereinigte Huttwil -Bahnen) zusammen - die HEB (Huttwil – Eriswil - Bahn) ging ja bereits am 1. Januar 1927 in der LHB auf.

Die neu gegründete VHB ging zudem mit der EBT (Emmental – Burgdorf – Thun) einen Vertrag zur Betriebsführung ein. Notwendig wurde dies, weil die Gelder für die 1945/46 durchgeführte Elektrifizierung nur unter dieser Bedingung gesprochen wurden. Die Einführung des elektrischen Betriebs auf der ehemaligen RSHB erfolgte übrigens in zwei Etappen, und zwar:

Ramsei – Sumiswald - Grünen – Wasen im Emmental am 7. Oktober 1945
Sumiswald - Grünen – Huttwil am 12. April 1946.

Gut 50 Jahre später, am 1. Januar 1997, drehte sich das Fusions-Karussell weiter: Aus den drei Unternehmen EBT, SMB (Solothurn – Münster - Bahn) und VHB entstand der Regionalverkehr Mittelland (RM) welcher aktiv in der S-Bahn Bern mitmachte.

Eine weitere Fusions-Runde erfolgte 2006: Am 22. Juni stimmten die RM-Aktionäre, einen Tag später diejenigen der BLS AG dem Projekt zu, aus beiden Bahnen ein einziges Unternehmen zu machen - die BLS.

Erfolgreich abwehren konnte die BLS übrigens bis dato alle im Laufe der Zeit diskutierten Übernahme-Avancen der SBB.

Quelle: Internetauftritt der BLS

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Last update: 02.06.2008/00:45